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Rückblick auf 1 Jahr Selbstorganisiertes Lernen (SOL)

Zum Abschluss der ersten Pilotphase trafen sich Lehrer*innen, Studierende und die Projektleitung mit Dr. Martin Herold, um ein Resümee für die weitere Projektphase zu ziehen. „Die Kernbotschaft von SOL ist es, sich Ziele zu setzen und diese kontinuierlich zu reflektieren“, so Herold zu seinem Lernkonzept des „Selbstorganisierten Lernens“, das nicht nur in Schulen eingesetzt werden kann, sondern auch bereits von Unternehmen europaweit genutzt wird.

SOL setzt eine geregelte Selbstorganisation voraus und diese muss geübt und durch entsprechende Lern- und Arbeitsumgebungen gezielt gefördert werden. Das nach einem Jahr mit 8 Wochen Einsatz von SOL Instrumenten keine Wunder erwartet werden dürfen, wurde beim Austausch klar. „Die Umstellung ist für viele noch schwierig“, stellt Gisa Läubin, Lehrkraft an der Fachakademie fest. An das bekannte Schulsystem gewöhnt, fällt die Umstellung nicht nur den Schüler*innen schwer, sondern auch die Lehrkräfte müssen umdenken. Denn diese werden bei SOL vom Dozenten zum Lernberater und müssen es auch mal aushalten, dass die Studierenden ihre Unterstützung gerade nicht benötigen oder sich andere Zeiten und Wege wählen, um zum Lernergebnis zu kommen. Aber gerade dazu sind Pilotphasen da. Probieren und die Erkenntnisse zukünftig berücksichtigen und umsetzen führt dann Schritt für Schritt zu einer neuen Art des Lernens.

„Selbstorganisation ist die Kernkompetenz zukunftsfähiger Organisationen“, berichtet Herold. Wissen steht heutzutage über unterschiedlichste Medien und Kanäle zur Verfügung, hier bedarf es keiner Person mehr, die - einem Füllhorn gleich -, das Wissen über die Schüler*innen ausschüttet. Vielmehr sei die Selbstorganisation eines der ältesten Phänomene auf diesem Planeten, so Herold. Er nennt es die DNA der Selbstorganisation. Besonders interessant war das offene und gut reflektierte Feedback der Studierenden. Während sie etwa das Arbeiten im eigenen Tempo und den Lerneffekt hin zur Selbstorganisation als sehr positiv bewerteten, gibt es doch Befürchtungen, dass sie sich andere Prioritäten im Lernstoff setzen könnten als ihre Lehrer. Isabel Kalberlah, SOL-Projektleitung, war beeindruckt von der Leichtigkeit, mit der Studierende und Lehrkräfte sich dem Pilotprojekt gestellt hätten und dankte für die Vorreiterrolle für die FAKS und Hans-Weinberger-Akademie. „Jeder Mensch konstruiert sich seine Wirklichkeit selbst“, so Kalberlah. Auf dieser Tatsache beruht die Entscheidung, SOL in den Akademien einzuführen, um den Studierenden das Rüstzeug für die Zukunft mitzugeben. 

Gerade im Erzieherberuf sei es wichtig, Fachkräfte auf einen sich veränderte Welt vorzubereiten, in der Selbstmotivation, Selbstorganisation und Selbstdisziplin wichtiger seien, als Druck von oben, um die Arbeitsleistung zu erhöhen. Die Arbeitswelt wird zunehmend komplexer, gleich ob in der Wirtschaft oder im Sozialbereich. Bereits heute wünschen sich viele Arbeitnehmer mehr Freiheit bei der Strukturierung ihrer Arbeitsziele und ihrer Arbeitszeit,  bei den Rahmenbedingungen und Aufgaben in ihrem Bereich. Und Arbeitgeber müssen sich darauf einstellen, wenn sie auch künftig Fachkräfte generieren möchten. „Innovation, Agilität und Kreativität sind Schlüsselfaktoren für die Zukunftsfähigkeit Ihrer Organisation“ resümiert Herold am Ende der Veranstaltung. Er wird die Gruppe auch künftig begleiten, allerdings mit „längeren Zügeln“, denn seine Pionierarbeit in der FAKS ist getan. 

Bildunterschrift: Das Projektteam bestehend aus Lehrkräften der Fachakademie und - rechts im Bild - Dr. Martin Herold und Projektleitung Isabel Kalberlah