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Verkürzte Erzieherausbildung startet in München

Drei Versuchsmodelle für eine verkürzte Erzieherausbildung wurden in Bayern sorgsam konzipiert und werden nun umgesetzt. Der Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst (StMBW), ein Angebot  für unterschiedliche Zielgruppen zu konzipieren, um Bewerbergruppen wie beispielsweise  Männer, (Fach-) Abiturient oder Quereinsteiger anzuziehen, wurde erfüllt. Die Fachakademie für Sozialpädagogik der Arbeiterwohlfahrt in München und Oberbayern gemeinnützige GmbH in München Aubing beteiligt sich am Schulversuch und startete zum Schuljahr 2016 mit der ersten Schulklasse.

In der neuen Ausbildungsform –auch kurz OptiPrax:  Erzieherausbildung mit optimierten Praxisphasen genannt – erreichen die Auszubildenden den Abschluss an der Fachakademie in vier statt wie bisher in fünf Jahren und erhalten eine Ausbildungsvergütung. Die verkürzte Ausbildung soll Interessenten den Zugang zur Ausbildung ermöglichen, die bis jetzt ausgeschlossen waren.

Jan Jepsen war sofort von OptiPrax begeistert. Der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann wusste gleich nach der Ausbildung, dass er etwas anderes machen wolle. „Etwas mit Menschen“, war sich Jepsen sicher. In der Agentur für Arbeit erfuhr er dann von der verkürzten Ausbildung und ergatterte einen der begehrten Plätze an der Fachakademie in München. Den Hang zur Erziehung wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Jepsens Mutter gründete den ersten Waldkindergarten in Nordrhein-Westfalen.

„Das Interesse war riesig“, berichtet Ines Wilnhammer, stellvertretende Schulleitung an der Akademie. „Das Ziel, neuen Gruppen die Ausbildung zu eröffnen, wurde bereits im ersten Kurs erreicht“, so Wilnhammer. 26 junge Studierende haben sich für die die verkürzte Ausbildung entschieden, davon sind neun  Männer, zehn haben bereits eine andere Ausbildung absolviert. So auch Simon Pfandler. Der 22jährige pendelt für seine Ausbildung sogar zwischen seiner Ausbildungsstelle in Rosenheim und dem Schulplatz in München. Der gelernte Technische Zeichner entdeckte seine Liebe zum Erzieherberuf während seines Bundesfreiwilligendienstes bei der Arbeiterwohlfahrt in Rosenheim. Für ihn ist die verkürzte Ausbildung nicht nur wegen der Ausbildungsvergütung ein Segen, er ist auch von der Struktur überzeugt. „Ich kann Gelerntes  gleich in die Praxis umsetzen, mit meinen Vorgesetzten im Kindergarten besprechen.“, freut sich Pfandler. Er genieße die Bindung an die Einrichtung über die ganze Ausbildungszeit, sieht aber auch einen kleinen Wermutstropfen. „Wir „Verkürzer“ sind nicht so flexibel einsetzbar, da wir im 2-Wochen-Turnus wechseln“, so Pfandler. „Keine Frage, auch die Kindertageseinrichtungen müssen sich auf die neue Ausbildungsstruktur umstellen“, weiß Schulleiter Ulrich Konrad. Hier punktet die enge Kooperation der Arbeiterwohlfahrt.

„Die Erprobung neuer Ausbildungskonzepte ist trotz guter Vorbereitung immer auch eine Gleichung mit Unbekannten. Da ist eine enge und gute Zusammenarbeit zwischen theoretischer und praktischer Ausbildung unverzichtbar“, weiß Konrad.
Der erfahrende Pädagoge ist optimistisch. „Die Vorteile überwiegen. Durch die duale Ausbildung konnten mehr junge Menschen für den Beruf gewonnen werden und wir leisten dadurch einen erheblichen Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels bei Erziehern“. Allerdings  ersetze die verkürzte Ausbildung nicht die fünfjährige Ausbildung, hier  erlangen die Studierenden nach zwei Jahren den Abschluss als Kinderpfleger, was bei OptiPrax nicht vorgesehen sei.

Für Sophie-Marie Gautier ist die verkürzte Ausbildung ein Glücksfall. Auf einer Bildungsmesse wurde sie auf OptiPrax bei der Fachakademie in München-Aubing  aufmerksam. Gerade das duale System begrüßt die 20jährige. „Ich kenne das schon von meiner Ausbildung zur Hotelfachfrau. Hier habe ich aber auch gemerkt, dass ich mit und nicht für Menschen arbeiten möchte“, strahlt die Münchnerin. Ein Praktikum in einer heilpädagogischen Tagesstätte bestätigte den Berufswunsch und Gautier ist glücklich, nun an der Fachakademie zu ihrem Traumberuf durchstarten zu können.

Bildunterschrift: v.l. Sophie-Marie Gautier, Simon Pfandler und Jan Jepsen freuen sich über ihren Ausbildungsplatz an der Fachakademie.

Infos zu OptiPrax finden Sie hier.